Taverne

Ich seufzte "Willst du gestreichelt werden, oder was soll das ganze?", fragte ich irritiert.

Talentierte Gestaltenwandler wissen, dass man die Stimmbänder geskndert vom restlichen Körper verändern konnte.
Serin war einer von ihnen.
Als der Panther also das Maul aufmachte, kam eine kehlige Antwort:
"Ich wollte dir nur etwas mehr zum tragen geben, Herzchen."

"Du hörst nicht richtig zu, ich werde dich doch nicht tragen", meinte ich spöttisch. Innerlich seufzte ich. Ich habe keine Lust diesen Trottel den ganzen Weg zu schleppen, egal wie.
Aber es ließ sich nicht mehr vermeiden. Wenn ich nicht zu dem stünde, was ich sage, wer würde dann noch auf mich hören. So setzte ich nun zu einem kräftigen Tritt gegen seinen Kopf an, da ich hier nun mit meinen Fäusten nicht mehr sehr weit kommen würde.

Der Panther ließ seinen Kopf auf die überkreuzten Vorderpfoten herabsinken und betrachtete sie genüsslich von unten.
"Wieso sollte ich denn bitte gehen wollen? Ich könnte schließlich auch hier auf meine neue Bekanntschaft warten und sehen, was der Tag noch so alles bringt."
Streng genommen sahen Großkatzen ja immer überheblich aus und wirkten stets so, als würden sie sich über einen lustig machen. Dieser Panther jedoch sah nahezu spöttisch auf die Frau vor ihm auf.

Ich erwiderte nicht viel sondern trat zu. Es war ein Volltreffer,doch ich hatte unbewusst kurz vor meinem Ziel den Tritt abgebremst. Als mir das bewusst wurde, spürte ich, wie mir die Röte in die Wangen stieg. Ich biss mir in die Zunge, um den Drang zu unterdrücken, sofort loszubrüllen. Den Drang, irgendwelche Ausflüchte zu erfinden. Dann drehte ich mich sofort um und ging schweigend aus dem Zimmer.

Serin, dem es in seinem schwarzen Fell ziemlich gut ging, folgte ihr weiter in Pantherform. Er hatte natürlich bemerkt, dass sie ihn nicht wirklich getreten hatte, obwohl sie etwas andere beabsichtigt hatte.
Anscheinend hat sie das Gleichgewicht verloren....gut für mich!, dachte er enthusiastisch, während er sehr selbstzufrieden hinter seiner Kollegin hinterherschritt und sich mit selbstgefälligem Schweigen bedeckt hielt.

Jetzt war ich doch etwas verwirrt, dass er mir nun folgte, aber ich sagte nichts weiter dazu sondern ging einfach weiter. Ich war im Moment eh sehr viel mehr mit mir selbst beschäftigt. //was zum Teufel war da drinnen mit mir los?//Ich versuchte mir von Serin nichts anmerken zu lassen, aber ich war noch wütender auf mich selbst, als auf ihn und das ist im Moment kaum möglich und doch war. //Das kannst du besser...viel besser.//

Irgendwann wurde die Stille für Serin zu langweilig und er fragte in kehliger Pantherstimme:
"Hat Shye mich vermisst? Ich weiß, sie tut immer sehr kühl...aber früher oder später erliegt sie meinem Charm wie eigentlich jeder andere Frau und viele Männer auch."

"Das heißt also, du siehst mich nicht als eine Frau an?", fragte ich ihn und drehte mich weiter hin nicht zu ihm um.

Er sah sie ein bisschen schief an.
"DICH zähle ich schon seit sehr langer Zeit nicht mehr dazu. Du bist die Ausnahme. Außerdem passt du nicht in mein Beuteschema."

Ich lächelte nun einmal kurz "Gute Antwort", sagte ich nur dazu "Wenigstens hast du gemerkt, dass du bei mir eh nie auch nur den Hauch einer Chance hättest", fügte ich dann sogar noch etwas herausfordernd hinzu. Meine Wut auf mich und auf ihn schien sich langsam wieder zu verflüchtigen.

Es war im Gehen schwer zu sagen, aber der Panther schien mit den Schultern zu zucken.
"Wir sind in einer Gruppe - es würde nur unfrieden stifften, wenn du auf einmal keine Konzentration hättest und mich immer anstarren müsstest - und deinem Bruder würde es bestimmt auch nicht gefallen. Ich will keinen Streit mit ihm. Das wäre mehr als lästig."

"Den hast du sowieso bald mit ihm, wenn du weiter so oft das Training schwänzt"; meinte ich lachend "Was meinst du weswegen er mich gebeten habe, dich zurückzubringen."

Serin wurde langsam wieder zu einem silberhaarigen Jungen mit blaugrünen Augen.
"Ich bin euch Langweilern ohnehin weit vorraus. Ihr lebt das Leben eines Straßenkünstlers nicht richtig! Ihr müsst euch auf die verschiedenen Gruppen von Menschen einlassen, ihre Kulturen erforschen - euch mit ihnen verbrüdern. Was denkst du denn, wie Aduvar und Deynara sich kennen gelernt haben?", erklärte er breit grinsend.

"Ich weiß, ich weiß und das tun wir auch nur du...tust es etwas zu extrem. Auch ein Straßenkünstler muss mal üben und trainieren, sonst verletzt man sich bei schwierigeren Nummern irgendwann, weil man eben nicht die Übung hat. Außerdem geht es beim trainieren nicht nur darum. Auch die Zusammenarbeit wird dadurch verbessert. Ein Team ohne richtige Zusammenarbeit bleibt nicht lange eines", erklärte ich seufzend. Im Prinzip war es das, was ich ihm schon so oft versucht habe in seinen Dickschädel zu pressen, aber aus irgendeinem mir unbekanntem Grund funktionierte es bisher noch nicht so recht. "Sei wenigstens ab und zu dabei, dann ist mein Bruder ja schon glücklich", fügte ich dann noch hinzu.

Serin seufzte.
"Du hast heute viele, nicht vollkommen bekloppte Dinge gesagt - vielleicht werde ich das ein oder andere in nächster Zeit berücksichtigen. Falls meine Laune gerade dem entspricht, was du eben so verlangst. Jetzt lass uns zurück gehen, ich habe Shye heute noch nicht gesagt, wie schön sie doch ist."

"Na dann auf sonst macht sie sich noch Sorgen", meinte ich lachend und ging vorraus.

Serin grinste breit, wurde wieder zum Panther und rannte dann, ohne Kiri vorzuwarnen, einfach los und ließ sie somit alleine in den Gossen von Caras zurück.

gt: Felder vor der Stadt (mit kiri)