Felder vor der Stadt

Weite Felder vor der Stadtmauer. Teilweise Wiesen, teilweise von Bauern bestellte Flächen.

cf: Taverne (mit Kiri)

In Rekordzeit erreichten sie ihr Lager.
Serin ging sofort zu Aduvar um sich eine halbherzige Strafpredigt abzuholen, trainierte dann mit ein bisschen grummeligen Partnern, machte einer sehr schwer-hörigen Shye ganze Berge von Komplimenten und zog einen sehr roten Tarnuk auf, der es nur stammelnd schaffte, Höflichkeiten mit Kiri auszutauschen.
Am Abend ging Aduvar mit ihnen die Planung des nächsten Tages durch, bevor sie mal wieder Geschichten erzählten und Lieder sangen.
Am nächsten Tag hatten sie dann ganz normales Programm: Auftritte am Vormittag mit Puppentheater für kleine Kinder, Vorstellungen am Nachmittag mit Liedern und Geschichten und große Shows am Abend, wo sie dann alles aufboten. Als sie den ersten Auftritt hinter sich gebracht hatten, konnten sie endlich durchschnaufen, während sie darauf warteten, dass Ekölm mit dem Essen fertig wurde. Shye hatte sich zu einem kleinen Spaziergang verabschiedet, als sie genug von Serins Annäherungsversuchen gehabt hatte, daher war ihm nun sehr langsam. Neugierig sah er in das kleine Lagerfeuer, in dessen Lichtkreis er saß.
"Das ist eine schlechte Idee", sagte jemand zu seiner rechten und Serin zuckte schuldbewusst zusammen, als ihm klar wurde, dass sich Martho, der Feuerspucker und Percussion-Spezialist der Dùlinn neben ihn ins Gras gesetzt hatte.
"Wovon sprichst du?", fragte der Jüngere mit Unschuldsmiene, doch Martho ließ sich nicht täuschen.
"Du hast nur Flausen im Kopf - das ist kein Problem, solange du dich dabei von...gefährlicheren Substanzen fernhältst, Kleiner."
Serin plusterte sich verärgert auf. Er konnte es auf den Tod nicht ausstehen, wenn ältere ihn 'Kleiner' nannten.
"Ausgerechnet unser Feuerspucker hat Angst vor Feuer?", fragte er spöttisch, doch Martho grinste nur.
"Junge, du hast noch nicht viel von der Welt gesehen. Du hast noch keinen Krieg erlebt. Doch wir, die Dúlinn, reisen auch durch die schlimmsten Gebiete, wenn es sein muss. Früher oder später wirst auch du durch ein niedergebranntes Dorf ziehen und den Geruch von verbranntem Fleisch wahrnehmen - und wenn dieser Tag kommt, wird selbst Feuer dir die Kälte in die Glieder treiben können."
Serin verzog schuldbewusst das Gesicht. "So war das nicht gemeint..."
Martho lachte auf, klopfte dem Silberhaarigen auf den Rücken, stand auf und ging zu Ekölm, um ihm zu helfen.

"Martho hat schon recht, mit dem was er sagt", sagte ich lächelnd und setzte mich zu ihm "Du bist der letzte den ich in der Nähe von Feuer sehen will. Für dein und vor allem für unser aller Wohl." Während ich redete, sah ich in die Flammen und beobachtete das Feuer. Es strahlte so eine angenehme Wärme aus, doch das Wissen um die Gefahr, die von den Flammen ausging, gab dem ganzen irgendwie etwas ungewöhnliches. Zum einen gebrauchten wir jeden Tag Feuer, zum Kochen oder Martho zum Beispiel für seine Auftritte, sogar die Sonne, die für uns alle lebenswichtig ist, ist ein Feuerball, doch zum anderen kann Feuer auch eine ungeheure Kraft entwickeln und alles zerstören. //Feuer ist schon etwas seltsames//, denke ich mir jedes Mal, wenn ich die Flammen beobachte //Es kann Leben geben und nehmen...//

Serin verdrehte die Augen und kam auf die Beine.
"Ihr habt doch gar keine Ahnung, ob ich überhaupt was vor hatte", beschwerte er sich. "Ich habe nur in die Flammen gesehen - ruft schnell die Ordnungsleute! Du schaust auch gerade in die Flammen, aber dich geht dafür niemand an. Das ist absolut ungerecht, ist dir das eigentlich klar?"
Er seufzte und sah sich suchend um, in der Hoffnung irgendetwas zu finden, was er tun konnte.

"Daran bist du gewissermaßen selbst Schuld"; meinte ich lachend. "Außerdem war es doch nur Spaß, du bist wirklich unentspannt."

Nach einem kleinen Rundflug mit Seir, landete ich in der Nähe der Feuerstelle, doch weitgenung entfernt, um mit den Flügelschlägen von Seir nicht zu löschen. Als ich Kirwynia entdeckte, spürte ich schon die Röte in meine Wangen steigen und schaute auf den Boden.

Bald entdeckte der Gestaltenwandler Tarnuk und grinste boshaft.
"Schau mal, da ist dein kleiner Fan", sagte er zu Kirwynia und rieb sich verschagen die Hände - oh ja, jetzt würde es witzig.

Ich gab Serin einen Klaps gegen den Kopf und wand mich dann Tarnuk zu "Na wie war der FLug?", fragte ich dann.

Ich schaute auf und schluckte erstmal."G-ganz gut", sagte ich und verfluchte mich innerlich, dass ich wieder stotterte.

Serin kicherte schadenfroh.
"G-ganz gut oder doch eher 'e-es g-geht'?", fragte er scheinheilig. Er wusste, dass das nicht nett war. Und wenn Kiri nicht da war und Tarnuk rumstotterte wie ein Hirnloser, war Serin eigentlich immer ziemlich nett zu ihm und verstand sich gut mit ihm. Aber ihm war nunmal gerade langweilig und Tarnuk aufzuziehen war verdammt lustig.

Nun schlug ch ihn etwas heftiger gegen seinen Kopf, sagte aber nichts dazu. Ich dachte mir, dass diese Geste wohl ausreichen sollte und alles sagen sollte. Ich wusste nicht wieso, aber wenn es um Tarnuk ging kam eine Art Beschützerinstinkt bei mir auf. Vielleicht lag es auch nur daran, dass er noch ziemlich jung war. "Wo bist du denn so unterwegs gewesen?"; fragte ich ihn dann mit einem freundlichen Lächeln.

Ich schaute Serin kurz böse an und wandte mich dann wieder Kirwynia zu." Wir s-sind ein bisschen über der S-Stadt herumgekreist u-und dann zum F-Fluss geflogen. D-dann wieder h-hierher",sagte ich. Ich bewunderte Serin immer dafür, dass es ihm so leicht fiel, mit ihr zureden und war sogar eifersüchtig darauf, wie vertraut sie miteinander umgingen.

Serin nickte gewichtigt, als hätte Tarnuk so eben etwas tiefgründiges und Bewegendes gesagt, als hätte er neue Tiefen des Menschlichen Seins und Tuns aufgedeckt.
"Du solltest Kirwynia mal auf einen Ausflug mitnehmen, damit auch sie etwas von deinem unglaublichen Wagemut abbekommt."

"Das wäre wirklich schon", meinte ich dann lächelnd und ignorierte Serins Art "Das muss bestimmt ganz anders sein, als wenn man nur am Boden ist und die Welt von hier unten betrachtet!"

Ich spürte, wie ich noch röter wurde, nickte dann aber."W-wenn du möchtest, dann g-gerne doch",stammelte ich und schaute jetzt wieder auf den Boden.

Serin grinste noch breiter und klopfte ihm auf die Schultern.
"Siehst du? Jetzt kannst du ihr über der malerischen Stadt Caras deine ewige Liebe gestehen und ihr könnt zusammen, bis dass der Tod euch scheidet. Dann werdet ihr viele, viele Kinder und Enkelkinder und Urenkelkinder haben und jeden Tag wird die Sonne scheinen. Ihr werdet auf einem großen Schloss aus Elfenbein leben, auf Thrönen aus purem Gold mit den weichsten Daunenkissen sitzten und auf euren regenbogenkotzenden Einhörnern in den Sonnenuntergang reiten!"

Diesmal versetzte ich ihm einen kräftigen Schlag in die Magengrube "Wenn du nicht aufhörst so viel Mist zu reden bringe ich dich heute noch um", warnte ich ihn bevor ich mich wieder dem Thema zuwand "Tarnuk ist eher so etwas wie ein kleiner Bruder für mich...Aber Caras würde ich schon gerne mal von oben sehen..."

Ihre Aussage versetzte mir einen Stich, allerdings versuchte ich, es mir nicht anmerken zu lassen und nickte nur. Seir stupste mich leicht mit seinem Schnabel gegen den Rücken. " Danke, Seir",flüsterte ich.

Serin runzelte die Stirn und verdrehte die Augen.
"Also, wenn es nach mir ginge, könntest du gerne für immer da oben bleiben. Ich missgönne es dir sicher nicht", sagte er scheinheilig.

"Wenn ich könne, würde ich, glaub mir", antwortete ich seufzend "Da oben ist alles so viel friedlicher als hier unten...auch wenn es selbst dort nicht immer so ist..." Während ich redete starrte ich in den Himmel hinaus, welcher schon ziemlich dunkel war. Man konnte sogar schon viele Sterne sehen, allerdings sah man am Horizont, dass wir nicht die ganze Nacht über so einen klaren Nachthimmel haben würden...

Auch ich schaute in die Richtung, in die Kirwynia schaute. " Das sieht nicht gut aus", meinte ich dann.

"Angst vor einem kleinen Gewitter?", fragte Serin. spöttisch.

"Ich freue mich für meinen Teil jedenfalls nicht darüber"; antwortete ich schulterzuckend.

"Ich habe keine Angst", sagte ich entschlossen.

Serins Grinse wurde breiter.
"Natürlich hast du das nicht", flötete er mit gespielt liebenswürdiger Miene. "Also ich würde ja trotz dieses kleinen Nieselregens mit dir einen Ausflug wagen - immerhin wüsste ich ja, dass du, als großer starker Mann, in der Lage wärst, mich zu schützen, nicht wahr?"