Das Tal der Gladde

Das Tal der Gladde ist ein besonderer Ort, den kaum eine lebende Seele kennt - niemand außer den Feen und Kea Nachtschatten.
Ab und an kommen versehentlich Wanderer oder Abenteurer - manchmal vielleicht auch der eine oder andere Wilderer - an diesen heiligen Ort, doch sie werden von der Talwächterin vertrieben oder gefressen. Keiner gon den Flüchtlingen kehrt je zurück, denn wer das Tal erreicht, erinnert sich nicht, auf welchem Weg er es tat. Wer das Tal verlässt, erinnert sich nicht, je dort gewesen zu sein. Die einzigen Ausnahmen sind Kea und ihre Tiger. Sie alleine kennen das Gehrimnis, wie man das Tal mitsamt seiner Erinnerung verlassen kann.
An diesem Ort soll Gladde seit jeher ihre Günstlinge untergebracht haben, doch vor allem ihre heiligen Tiger leben dort.

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Kea flog durch die Luft, höher und höher, umkreist von allen Wesen, die die Lüfte bewohnten. Da waren Naturgeister, Greife, Pixies und Feen. Vögel in allen Farben und Drachen. Hunderte, nein, tausende von Drachen. Rote, blaue, braune, grüne. Silbrig glänzende und jene, die schwarz wie die Nacht waren. Bei manchen waren keine zwei Schuppen gleich, andere schienen mit dem Himmel zu verschmelzen. Nie hatte sich Kea so frei, so sicher gefühlt. Umringt von ihren Brüdern und Schwestern, umgeben von den unterwürfigen Luftgestalten, die sie liebevoll anstupsten. Sie flog durch die Lüfte, mal höher, mal tiefer. Kreise, Schleifen, Loopings. Es gab keine Grenzen für sie, denn SIE war die einzige Grenze. Die Luft war erfüllt von Gesang und Gelächter und den Düften der schönsten Frühlingsblüten. Es war so herrlich. So richtig. Und doch...doch war es leer. Verwirrt von dieser Plötzlichen Empfindung flog sie durch eine Wolke und spürte, wie ihr ganzer Körper benetzt wurde.
"Huch!", rief Kea erschrocken aus, als sie die Augen aufschlug und sich einem der kleineren Flüsse des Tals wiederfand. Irritiert sah sie auf. Hatte sie nicht eben noch auf dem Stein am Rand des Flusses gelegen...? Da erkannte sie drei recht junge Tiger, die sie frech anfunkelten.
"Ihr habt mich in den Fluss gestoßen?", fragte sie gespielt empört und die Tiger schienen sie anzugrinsen. Sie verengte die Augen zu Schlitzen und machte eine schnelle Handbewegung, eine Drehung des Handgelenks - und eine kleine Welle bildete sich im Fluss und durchnässte die drei Störenfriede, die nun erschrocken fauchten. Kea lachte leise und ging, triefend nasse, zurück ans Ufer, wo sie ihren kleinen Schützlingen der Reihe nach durchs Fell fuhr. "Ihr habt noch viel zu lernen. Ein kluger Tiger beginnt keine Wasserschlacht gegen einen Wasserdrachen."

cf: Caras en ráva Fea, Wirtshaus 'Zum tanzenden Greif', Zimmer

"Vielleicht sollte ich mir wirklich Gedanken machen, wo ich mich eigentlich immer rumtreibe", sagte ich zu mir selbst und blickte mich um. Meine Diener habe ich bei Akira und Kaito gelassen, damit sie etwas unter Aufsicht waren und bin dann selbst weitergezogen. Und wie immer wusste ich nicht, wo ich gelandet war. Wenn ich mich alleine bewegte, war ich schneller unterwegs als andere und verirrte mich deswegen auch sehr schnell. Ich seufzte, steckte mir eine Karamellstange in den Mund und ging dann weiter.

Kea sprang zurück ins Wasser und schwomm ein paar Runden, als einer der älteren Tiger kam und ihr in ernstem Tonfall von einem Eindringling berichtete. Die drei Frechdachse hatten sich fast augenblicklich zurückgezogen und zwei andere große Tiger kamen eben aus dem Gebüsch. Einer trug einen Mantel auf dem Rücken, der andere hilet eine lange Stahlstange zwischen den Zähnen.
Kea seufzte verärgert. Ein Mantel. Sie trug bereits ein Kleid aus dünner Seide und es störte sie schrecklich. Doch Gladde hatte ihr erklärt, dass die meisten Wesen von ihrer Nacktheit irritiert würden und es sich gezieme, Kleidung zu tragen. Die Seide war durchsichtig durch das Wasser geworden und verdeckte so nichts mehr. Missmutig zog sie den weißen Mantel aus Zwergenfabrikat um ihre Schultern und nahm den Stahlstab entgegen, ehe sie sich zu der LIchtung führen ließ, auf der sich der Fremde aufhielt.
Sie gab sich nicht sofort zu erkennen, erst beobachtete sie ihn. Seine Aura war....ungewöhnlich. Seine Gesinnung schien gleichzeitig gut und böse zu sein. Seine Willensstärke war intensiv, doch was sie bestürzte, war sein magisches Potenzial - nie hatte sie jemanden mit einer solchen Macht gesehen. Sollte sie womöglich sofort als Drache auf ihn zugehen?
...sie entschied sich dagegen. Wenn sie ihn in die Ecke drängte, könnte er womöglich ihren Tigern schaden. Das wollte sie nicht. Nein, vielleicht konnte sie das alles friedlich klären.
"Wie lautet dein Name, wie dein Begehrt, Eindringling?", fragte sie mit erhobene Stimme, die aus allen Richtungen gleichzeitig zu kommen schien.

Als die Stimme erklang, schien es so, als ob sie aus allen Richtungen kommen würde, doch ich drehte mich nur in eine bestimmte Richtung, ehe ich antwortete:"Ich heiße Undertaker, wie lautet ihr Name, Mylady?" Obwohl ich nicht wirklich sicher war, ob ich die Richtung richtig geschätzt habe und ob die Frau tatsächlich dort stand, verneigte ich mich kurz.

"Ich bin Kea, Wächterin dieses Tals. Was hast du hier zu suchen?", forderte sie zu wissen. Er lag nicht allzu falsche, allerdings stand sie etwa zwei Meter weiter rechts.

"Ich bin auf Reisen, allerdings bin ich mir nicht sicher wie ich hierhergekommen bin und wo ich hier überhaupt bin. Wäre es möglich, Euch zu zeigen, Lady Kea? Es bereitet mir ein wenig Unbehagen, wenn ich mein Gegenüber nicht sehe, wenn ich mit ihm oder ihr spreche", antwortete ich höflich.

Kea machte einen leisen Laut zwischen Knurren und Fauchen, der von den Tigern, die die Lichtung bereits umstellt hatten, weitergegeben wurden. Als der Befehl auf den Letzten erreicht hatte, traten die Tiger mehr oder weniger gleichzeitig aus dem Gebüsch und zeigtem dem Fremden so, dass er gefangen war - zwischen all diesen heiligen Tigern.
Kea trat etwas später hinter ihren Tigern auf die Lichtung und musterte ihren Gegenüber schweigend.

Das sieht gefährlich aus, dachte ich und hob automatisch die Hände um zu symbolisieren, dass ich wirklich ohne böse Absichten hier war."Ich kann Ihnen versprechen, dass ich nichts Böses im Schilde führe und wirklich nur auf Reisen bin", sagte ich dann und wendete mich nun der Frau zu. Sie ist hübsch, dachte ich mir und lächelte sie freundlich an.

Sie sah ihn streng an - ihre Miene verriet nichts von ihrer Neugier, von der Faszination über diese Kreatur vor ihr und seine seltsame Aufmachung.
"Dann schließe ich, dass du bereits wieder gehen mchtest?"

"Wenn ich nicht gerade Angst hätte, auch nur einen Schritt zu wagen, ohne dabei gefressen zu werden und natürlich, wenn ich den Weg kennen würde, dann ja", antwortete ich und ließ die Hände dann wieder sinken.

Keas Blick blieb hart.
"Ich werde dich aus diesem Tal führen. Doch du wirst den Weg hierher vergessen. Du wirst dieses Tal vergessen. Du wirst mich vergessen. Dieses Tal und all seine Insassen existieren nicht. Verstehst du das?"

"Ich verstehe es schon, allerdings bezweifle ich, dass ich diese Schönheit vergessen könnte", sagte ich und lächelte sie wieder an.

Kea schnaubte. "Liebliche Worte reizen mich nicht, Fremder. Alles in diesem Tal ist wunderschön, denn es ist nach den Vorstellungen meiner Herrin geformt. Doch ich muss gestehen, ich bin neugierig: wer oder was bist du, dass du unbemerkt mitten in meinem Tal auftauchen kannst? Dass deine Aura widersprüchliche Signale sendet? Dass meine Tiger dich gleichermaßen zerfleischen und die Flucht ergreifen wollen?"

"Nun, wonach sehe ich denn aus? Mensch? Nein, ein Mensch hätte eine andere Aura. Magier? Dafür ist sie zu dunkel. Ein Zwerg wahrscheinlich auch nicht, genauso wenig ein Greif. Auch ein Fischmensch fällt weg, von Feen ganz zu schweigen. Und einem Elb sehe ich auch nicht ähnlich. Dann würde ich sagen...ein Dämon vielleicht?", antwortete ich.

Kea konnte förmlich spüren, wie sich ihre Tiger anspannten, als machten sie sich zum Sprung bereit.
"Ein Dämon....sag, ist es wahr, dass Deinesgleichen die Götter verachtet und verleugnet?", fragte sie möglichst ruhig und musterte den Fremden neugierig.

"Um ehrlich mit Euch zu sein, es ist eine sehr heikle Frage. Einerseits stimmt es tatsächlich, Dämonen halten nicht viel von Religion, andererseits verleugnen sie die Existenz von Göttern nicht, sie beten sie nur nicht an", antwortete ich so sicher, wie es bei dieser Frage nur möglich war.

Kea bedachte die Worte kurz und ihr Rudel entspannte sich ein wenig.
"wie sieht es mit dir aus? Was denkst du über die Götter?"

"Auch ich verleugne die Götter nicht, dieser Ort beweist, dass es sie gibt. Allerdings kann ich nicht behaupten, dass ich zu ihnen beten würde. Das wäre eine Lüge", sagte ich und wunderte mich selber, warum ich tatsächlich die Wahrheit preisgab.

Kea nickte langsam.
"du weißt, was dieser Ort ist?", fragte sie leise.

" Wie ich bereits gesagt habe, weiß ich nicht, was das für ein Ort ist, aber Ihr selbst habt gesagt, dass eure Herrin die Schöpferin sei, natürlich kann ich nicht wissen, ob Ihr damit eine Göttin meint, aber ich nehme es sehr stark an", erwiderte ich lächelnd.

Ihr Blick durchbohrte ihn förmlich.
"Ich soll nun also glauben...dass ein offensichtlich mächtiger Dämon, offenbar klug und mit einer silbernen Zunge, zufällig mitten in meinem Tal auftaucht, ohne, dass er eine böse Absicht hegt?", fasste sie trocken zusammen.

"Ihr müsst mir nicht glauben, ich wäre Euch aber sehr dankbar, wenn Ihr es tätet. Außer Ihr habt einen guten Grund und Verdacht, warum es so sein sollte, wie Ihr es sagt", erwiderte ich ruhig.

Kea sah ihn düster an.
"Viele Abenteurer haben bereits nach diesem Tal gesucht. Die, die es fanden, wünschten sich, sie hätten nie davon gehört. Sie litten nicht lange. Aber dieses Tal war eines der letzten Dinge, die sie sahen", erklärte Kea. "Ich halte dich nicht für dumm und arrogant genug, mich zu belügen. Aber noch immer hast du mir nicht beantwortet, wie du soweit vordringen konntest, ohne, dass ich es bemerkt habe."

"Nun, dass weiß ich selbst nicht so genau", antwortete ich darauf.