Schankraum

"Ja...einen Apfel und ein Messer, bitte", erwiderte Dalaia nickend und spielte wieder an dem, auf dem Tisch liegenden, Diadem herum, versank wieder in ihre eigene Gedankenwelt.

Ambra erhaschte ab und an einen Blick auf ihre Herrin und sah nun, dass sie schon wieder in Gedanken war.
Sie wusste nicht, ob der fremde Mann damit umgehen konnte...sie hoffte es einfach mal. Wenn nicht...nun es konnte interessant werden.
Die Kellnerin nahm sich vor, Dalaia und den Fremden im Auge zu behalten, soweit sie das bei der Arbeit konnte.

Ich nickte. Auf dem weg kam mir so langsam in den Sinn wie dämlich ich doch eigentlich bin. //Ich bin hier eigentlich ein Gast und sie ist der Boss in dem Laden....Warum bediene ich sie ....? Eigentlich war das ja nur ein Freundschaftsdienst für Ambra und nicht für Dalaia...Die kann sich ihr Essen doch eigentlich selber holen...Prinzessin hin oder her...ich bin nicht ihre Bedienstete...Im Gegenteil ich hab ren gar nichts mit ihr am Hut!// Ich brachte Dalaia trotzdem noch ihr Essen und nahm mir vor sie nicht mehr zu Fragen was sie haben will...Sonst musstte ich für sie rennen.

Dalaia beobachtete Yugito aufmerksam und bedankte sich freundlich bei ihr.
"Hältst du einen Sack Gold für angemessen als Entlohnung für deine Dienste?", fragte die Prinzessin neugierig. Es war nicht so, dass sie leichtfertig über Geld sprach oder es nicht schätzten wusste. Natürlich war es im Vergleich zu dem was sie ohnehin schon besaß und dem, was sie noch zusätzlich einnahm nichts weiter als Schmiergeld, aber sie hatte jahrelang ohne finanzielle Mittel leben müssen - die harten Seiten des Lebens waren ihr zur genüge bekannt. Doch sie wollte einfach wissen, wie das junge MÄdchen reagieren würde - nicht, dass sie ihr diese Summe nicht ohne Bedenken ausgezahlt hätte.

Ich sah sie Misstrauisch an. "So viel willst du mir geben?" Ich war nicht sicher ob ich dieses Angebot annehmen sollte oder nicht...Worüber ich mir allerdings ganz genau im klaren war, was ich mit dem Geld anfangen würde. //Aber ist es deswegen ok so viel Geld anzunehmen?//

Ich legte das Geld für das Essen vor dem Mädchen auf den Tisch und begann zu essen, da mein Magen so langsam ziemlich laut wurde. Während dem Essen beobachtete ich ein wenig die Leute in der Umgebung und verfolgte einige Gespräche an benachbarten Tischen heimlich mit.

Dalaia lächelte hocherfreut.
"Ich nehm dir die Entscheidung ab. Wenn du den Sack Gold annimst, werde ich zwei Säcke Gold an die Armen dieser Stadt verteilen und ihnen dafür Essen und Trinken und warme Decken geben. Wenn du es nicht nimmst, werden auch die Armen nichts kriegen." Dann sah sie Kaito kritisch an und schob das Geld zurück zu ihm. "Meine persönlichen Gäste zahlen hier nicht."

Eigentlich mochte ich Dalaia ja nicht wirklich, aber jetzt haute sie mich wirklich um. "Aber...ähm...aber...", stammelte ich ratlos vor mich hin "dann hab ich wohl keine andere Wahl", sagte ich schließlich mit einem dankbaren Lächeln.

"Dann lege es zu dem Geld, das du den Armen geben wirst. Es ist zwar nicht viel, aber besser als gar nichts", meinte ich und lächelte Dalaia an.//Seit wann bist du denn so großzügig geworden? War ich schon immer, du hast es nur nie bemerkt.//

Dalaia verdrehte die Augen, sackte das Geld aber ein.
"Freut mich", sagte sie grinsend und fügte hinzu: "Wobei ich gestehen muss, dass ich den Arme das Geld so oder so geben hätte....Geh jetzt bitte zu Ambra und sag ihr bescheid. Sie weiß, wo ich im Haus das Gold lagere. Bitte sie darum deinen Lohn und die Spende vorzubereiten, ja? Außerdem könnt ihr beide eine Pause gebrauchen...die Gaukler werden gleich kommen. Wenn die Gäste abgelenkt sind, vergessen sie zu trinken und ihr werdet weniger zu tun haben. Es kann nur noch ein paar Minuten dauern, ich hör schon, wie sie draußen alles vorbereiten. Esst und trinkt was ihr wollt und vergesst nicht, dass ich kein Geld von euch beiden nehme. Vor allem nicht von dir, Yugito!"
Dann wandte sie sich - ein wenig unhöflich - direkt an Kaito, als ob Yugito nicht da wäre. Doch das war nun einmal ihres Art. Sie war eben sprunghaft.
"Schmeckt's?"

Ich war froh, dass sie nicht irgendeine Antwort verlangte sondern sich um ihren Freund kümmerte. Ich hätte eh keine geben können. //Aber eigentlich trinken Gäste bei Unterhaltung nur noch mehr...// dachte ihr mir kurz darauf etwas verwirrt. //Naja mal sehen...// Ich ging nun zu Ambra um ihr alles zu erzählen. Auch das bisschen, was ich über den mysteriösen Kerl nun wusste.

"Ja klar", antwortete ich weiterhin freundlich. Ich kannte ihren Charakter und das sie ziemlich wechselhaft, aber im Gegensatz zu Ken, den das ziemlich nervte, kam ich damit zurecht. "Warum wolltest du dich denn mit mir treffen? In deinem Brief hast du nur erwähnt, dass du darüber lieber reden willst, als es zu schreiben", fragte ich dann.

Dalaia seufzte.
"Es geht mir nicht um eine bestimmte Sache. Es sind vielmehr...viele kleine Dinge. Deren Bedeutung je nach Perspektive minimal oder auch riesengroß sein kann...es hat sich zu viel angesammelt, um einen Brief zu schreiben", antwortete sie wahrheitsgemäß.
Natürlich könnte ein aufmerksamer Beobachter sehen, dass sie die Stirn leicht gerunzelt hatte und etwas energischer auf ihrem Diadem herumtippte als zuvor, doch ansonsten wirkte sie ruhig. Ihr Blick war zielgerichtet wie immer, ihre Haltung würdevoll, wie man es ihr mit der Muttermilch schon immer beigebracht hatte. Es lag sogar ein leichtes, höfliches Lächeln auf ihren Lippen, wie die höfische Etikette es vorsah.

Ambra sah, dass sich ihre Freundin wieder von Dalaia und dem Fremden entfernte und begab sich sofort zur Bar, um Yugito dort zu treffen. VIelleicht war es nicht besonders pflichtbewusst, aber keine Tugend kam gegen ihre Neugier an.
Wenn Frauen nicht ein bisschen neugierig sind, fehlt es ihnen entweder an Intelligenz oder an Kreativität, hatte ihr Vater zu sagen gepflegt. Und wenn einem das eine von beidem fehlt, wird das andere mit Sicherheit verkümmern!

Ich ging zur Bar und wartete dort auf Ambra. //Wenn sie Zeit hat wird sie sicher zu mir kommen. //
Als sie dann auch kurze Zeit später kam fragte ich sie zunächst ob sie nun Zeit hätte. "Ich hab leider nicht sehr viel herausgefunden tut mir Leid", meinte ich dann noch schnell.

Ambra öffnete den Mund, doch bevor sie antworten konnte, schwang die Tür mit lautem Krachen auf und vier Personen, Gestaltenwandler, stürmten herein. Sie tanzten wild durch die Tische in Richtung Bühne. Ambra sah einen, der erst eine wunderschöne, vollbusige Blondine war und einem Mann am Tisch neben sich schöne Augen machte und sich daraufhin ind einen alten Fettsack verwandelte, woraufhin die Menge in tosendes Gelächter ausbrach - selbst der Mann, auf dessen Kosten der Scherz veranstaltet worden war.
Mehr und mehr strömten herein und bahnten sich scherzend, tanzend und sich immerzu verwandelnd ihren Weg zur Bühne. Einige von ihnen hatten Instrumente bei sich: Flöten, Lauten, Trommeln, sogar eine Drehorgel.
Am Ende standen dann knapp zwanzig Mann auf der Bühne und begannen langsam aber sicher mit ihren kleinen Vorführungen: von Messer werfen, über Jonglieren bis hin zum Feuerspucken war alles dabei.
"Ja, jetzt habe ich Zeit!", bemerkte sie grinsend und wandte sich nach ein paar Augenblicken von der Bühne ab, um Yugito anzusehen. "Also los, ich will alles hören!"

"Also los, erzähl mir, was dich beschäftigt", sagte ich und schaute kurz zur Bühne hinüber. Dann wendete ich meinen Blick wieder Dalaia zu.

"Alles?", fing ich an und überlegte kurz //Kurze oder ausführliche Version....// Da ich heute in Erzählaune war und irgendwie einfach reden wollte, entschied ich mich für die ausführlichere. "Naja ich bin ja zu den beiden hingegangen und so weil mir der eine Kerl irgendwie bekannt vorkam...wieso weiß ich allerdings bis jetzt noch nicht...aber habe da schon ein paar Vermutungen...Naja wie dem auch sei. Ich hatte ihn gefragt, ob wir uns kennen. Aber er gab die Antwort, die ich mir schon gedacht hatte. Er kannte mich anscheinend nicht, was auch nicht weiter wild war, wie ich es ihm gesagt hatte, da viele Menschen mein Gesicht auch gar nicht kenne, wohingegen ich deren Gesichter meist sehr gut kenne. Ich kann mir Gesichter einfach gut merken, selbst wenn mir die Menschen einfach auf der Straße entgegenkamen. Auf jeden Fall kam er mir nicht wie ein Verbrecher vor, oder gar wie jemand mit dem Dalaia ausgehen würde, die beiden schienen alte Freunde zu sein oder so. Seinen Namen habe ich nicht herausgefunden, aber Dalaia sagte, er sei ihr persönlicher Gast. Ich habe den beiden noch was zu essen gebracht und Dalaia fing auf einmal damit an mir irgendwie Geld für meine Hilfe geben zu wollen...Einen GANZEN Sack Gold...aber das war viel zu viel, als das ich es annehmen könnte. Ich bin da etwas bescheiden wie du weißt...Ich werde es wohl auch nicht behalten. Als ich es dann nicht annehmen wollte, fing sie auf einmal davon zu schwafeln, dass, wenn ich das Geld annehmen würde, sie den armen in dieser Stadt zwei Säcke spenden würde...Du weißt, wenn es um die Menschen geht, kann ich nicht nein sagen. Ich hoffe nur sie gibt es den richtigen Leuten, denn es gibt einige die nur zu gerne Gold sehen und davor alles tun, sogar in der Gosse schlafen wenn es sein muss, dabei haben sie schon genug und wollen nur noch mehr....Dalaia hat außerdem gesagt ich sollte dir das mit den zwei Säcken sagen, weil du weißt wo sie ihr Geld lagert und keine Ahnung danach hab ich nicht wirklich mehr zu gehört...Ich bin einfach überfordert und aufgedreht und außerdem glücklich." Als ich endlich fertig war erinnerte ich mich plötzlich daran, dass ich fast während des ganzen Vortrages fast kein bisschen geatmet hatte und atmete erstmal tief ein.

Dalaia atmete tief ein und ließ die gesamte Luft wieder entweichen, ohne etwas gesagt zu haben. Womit sollte sie am besten anfangen? Es gab viel zu viel zu sagen. Vermutlich sollte sie mit dem Unbedeutenstem anfangen...oder doch mit dem Wichtigsten? Aber was war das Wichtigste? Aus ihrer Sicht war das das Wichtigste, was für andere vollkommen uninteressant wäre...
"Es geht größtenteils über Gerüchte. Gerüchte über Kemyles, Gerüchte über den Zustand zwischen den einzelnen Ländern und Gerüchten über...Akira. Entscheide du, womit wir anfangen. Diese Themen stehen zur Auswahl", erklärte sie nach einigem Überlegen, als ihr klar wurde, dass sie die Entscheidung nicht treffen konnte.

Ambra sah gedankenversunken zu einem Schwertschlucker, ohne sein Kunststück wirklich zu beachten. Interessant...doch in erster Linie zählte nun, dass er anscheinend keine bösen Absichten hatte...nicht, dass Dalaia sich nicht zu helfen gewusst hätte....aber trotzdem...es war beruhigend.
"Hmm....das ist viel Geld....sie hat offenbar einen guten Tag...also schön. Das Geld kriegst du gleich....", meinte Ambra und trat hinter die Bar, wo eine lockere Diele zu sehen war. Sie murmelte ein paar magische Worte und nachdem, ein leichtes Glühen um die Umrisse einer Holzplanke zu sehen gewesen war, griff sie hinein und zog drei Beutel, prall gefüllt mit Gold hervor. Sie legte die Holzplanke wieder an ihren Platz, murmelte wieder ein paar Worte und überprüfte, ob alles stimmte. Es handelte sich bei den Worten einmal um eine Formel, die das Goldd schützte und dessen Auflösung. Das war alles, was sie mit Magie konnte...das und das entzünden einer kleinen Flamme. Dalaia wollte ihr mehr beibringen, doch Ambra hatte sich geweigert. Mit Macht geht Verantwortung einher und Ambra weigerte sich, ihre Jugend jetzt schon wegzuwerfen und zu einer verwantwortungsvollen Frau zu werden.
Sie legte den Goldbeutel für Yugito auf den Thresen.
"Bitteschön. Und mach dir keine Sorgen...Dalaia wird Nachforschungen einleiten und überprüfen, ob das Gold an die richtigen gegangen ist...sie ist ziemlich gewissenhaft, was das angeht. Das wissen die Leute dieser Stadt auch. Kein Gauner wird es wagen, Gold, das von ihr kommt, anzurühren. Sie wissen, dass es nicht ratsam ist, sie sauer zu machen."

Bei dem Namen meines Bruder knurrte Ken in Gedanken. Eine natürliche Reaktion, sowohl von meiner als auch von seiner Seite, denn immerhin, haben meine Eltern auch ihn aufgezogen und sie wurden für ihn ebenfalls wie Eltern. Doch, obwohl ich zuerst die Gerüchte von über Akira hören wollte, antwortete ich anders: "Fang mit Kemyles an"

"Glaubst du im Ernst, dass es die Gauner interessiert wer Dalaia ist?", meinte ich lachend "Die meisten von denen haben auch noch nie was von ihr gehört, liebe Ambra." Ich betrachtete die drei Säcke immer noch etwas misstrauisch. Einer davon sollte mir gehören. Aber das war so viel und eigentlich nahm ich sowas auch nicht an. Ich spürte richtig wie jede Faser meines Körpers sich sträubte.

Dalaia leckte sich über die Lippen, war einen Moment deutlich unruhiger, holte dann jedoch zitternd Luft und hatte sich wieder unter Kontrolle.
"Wenn du dich für dieses Thema entscheidest...musst du anfangen. Ich weiß nichts über ihn....ich habe versucht etwas über ihn herauszufinden seitdem er...gegangen ist...aber ich hatte kein Glück", gestand sie und starrte ihre Krone konzentriert an, um nicht in Tränen auszubrechen. Eigentlich war sie eine starke Frau, eigentlich weinte sie nie, doch er war nuneinmal ihre große Liebe. Nicht zu wissen was mit ihm los war....es machte sie nach und nach immer mehr fertig. "Ich hatte gehofft, dass du vielleicht etwas über seinen Verbleib gehört hättest...oder wenigstens irgendwelche Gerüchte gehört hättest, die mir helfen könnten, ihn zu finden...."
Sie kam sich schon als sie diese Worte aussprach wie ein dummes, naives Mädchen vor, doch sie konnte nichts dagegen unternehmen. Sie musste endlich Klarheit bekommen.

Ambra starrte ihre Freundin ungläubig an.
"Denkst du es ginge hier um ihren Titel als Prinzessin?", fragte sie leise. "Denkst du ernsthaft, es ginge hier darum, dass sie eine Prinzessin ist? Der Titel bedeutet nichts. Und nein, vielleicht kennen sie sie nicht, aber sie werden sie kennen lernen, wenn sie ihr Gold an sich nehmen. Und das wünsche ich niemandem"
Sie sah mit gerunzelter Stirn in Richtung Dalaia. Ihre Herrin war eine mächtige Magierin, das wusste sie. Obwohl sie eigentlich nie gebrauch von ihren Kräften gebrauchte. Sie bezweifelte, dass irgendwer in der Stadt auch nur etwas davon ahnte....die meisten hielten sie für eine gewöhnliche Frau, etwas klüger und weltkundiger als manche anderen, aber trotzdem....einige wussten vielleicht sogar von ihrem Titel, aber selbst das war nicht allzu weit verbreitet.

Ich schaute sie an. "Ich selbst habe nicht viel herausgebracht, aber eines ist sicher, er lebt", meinte ich schließlich. "Wo genau er ist, weiß ich nicht, aber sicherlich nirgends in der neutralen Zone", fügte ich dann hinzu.