Schankraum

"Geht man da nicht pleite?", fragte ich als ich für kurze Zeit den Mund leer hatte.

Wenigstens spricht sie nicht mit vollem Mund, bemerkte sie amüsiert und schüttelte lachend den Kopf.
"Wir haben genug vermögende Gäste, um das auszugleichen, keine Sorge. Meine Herrin ist selbst sehr reich, auch ohne dieses Wirtshaus. Das hier ist mehr so eine Art...kleiner Lebenstraum von ihr gewesen und da sie das Geld hatte..."
Ambra zuckte mit den Schultern. Sie verriet nie viel mehr über Dalaia - nur, dass sie Geld und dieses Wirtshaus eigentlich nicht nötig hatte. Das war auch alles, was interessieren sollte - schließlich war das Essen schmackhaft, der Wein nicht sauer und alles nicht wirklich teuer.

"Ich mache mir doch keine Sorgen, nur sowas erlebt man auch nicht oft, dass man den Preis selbst bestimmen kann", antwortete ich begeistert.

Ambra grinste.
"Meine Herrin liebt das Ungewöhnliche nunmal. Und ohne Euch beleidigen zu wollen - von Euch wäre sie sicherlich begeistert. Sie hat sicher schon lange nicht mehr mit Fischmenschen zu tun gehabt."

"Naja ich werde eine Zeit lang in der Stadt bleiben. da kann sie mich doch mal besuchen", schlug ich scherzend vor. Natürlich würde so eine Herrin nie mit jemanden mit mir reden wollen, aber ich tat das ja auch nicht. //Mein Vater ist zwar bei uns daheim eine hohe Persönlichkeit...Aber hier ist wohl kaum etwas von uns bekannt.//

"Bestimmt, sie legt großen Wert darauf. Außerdem scheint Ihr ziemlich ...wie soll ich sagen...Ihr seid nicht abgehoben oder so. Meine Herrin spricht gerne mit Leuten, die nunmal einfach...naja, normal sind. Reiche Menschen langweilen sie."
Sie lächelte und nahm wieder ihre Arbeit des Gläserpolierens auf. "Aber einfach fürs Protokoll, muss ich Euch ein oder zwei Fragen stellen....zunächst wäre es zum Beispiel vorteilhaft, wenn Ihr mir Euren Namen nennen würdet - Immerhin muss ich Euch ins Gästebuch eintragen."

Ich war überrascht, dass die Kellnerin mich auf einmal so ernst nahm, was das besuchen  anging. Eigentlich war das ja nur ein Scherz gewesen. "Achso ja klar das hätte ich beinahe vergessen", meinte ich dann grinsend "ich bin Kayo Haruna. Darf ich eigentlich auch deinen Namen erfahren?", fragte ich dann die Kellnerin.

"Tu mir einen Gefallen und nenn mich nicht so. Sag einfach Kayo", ich grinste sie wieder an. "Naja ich werde hier die nächsten Tage, vielleicht auch länger bleiben und da ist es schon etwas hinderlich, wenn ich deinen Namen nicht kenne. Du arbeitest immerhin hier und wir werden uns dann wohl ein paar mal über den Weg laufen."

Ambra nickte lächelnd.
"Wie Ihr meint, Kayo. Wenn Ihr irgendwas braucht, dann meldet Euch einfach. Ich werde da sein und Euch so gut ich kann beiseite stehen...immerhin...scheint ihr nicht aus dieser Gegend zu kommen und Caras kann ziemlich...verwirrend sein, wenn man sich nicht auskennt."

"Sag einfach 'du' zu mir, ok?", meinte ich lächelnd "Sonst krieg ich noch einen Lachkrampf, wenn du mich weiter so nennst. Das klingt echt komisch." Dann wand ich mich wieder dem Thema zu "Ja das hab ich gemerkt. Ich bin mehr als einmal in einer Sackgasse gelandet. Aber das liegt an mir, nicht an der Stadt, glaub ich."

"Du bist nicht die erste Reisende, die sich nicht auskennt. Diese Stadt hat kein herkömmliches Muster. Jede Stadt wird auf die Art errichtet, wie es für die jeweilige Rasse, die sie bewohnt üblich ist. Aber Caras ist was besonderes. Die Innenstadt wurde ausschließlich von Menschen erbaut - doch wegen Umbauten findest du selbst dort menschliche und zwergische Elemente. Und die vielen Viertel die sich erst nach und nach gebildet haben sind eine bunte Mischung aus Architekturstilen. Glaub mir - kein Fremder findet sich hier so schnell zurecht", beruhigte Ambra die Kundin und lächelte wohlwollend.

"Ähm....das heißt im Klartext also, dass diese Stadt ein Irrgarten ist. Hab ich das jetzt richtig verstanden?", ich war mir da nicht so sicher. Die Hammelkeule hatte ich leider schon aufgegessen. Ich überlegte nicht lang und bestellte bei Ambra noch eine.

Ambra gab die Bestellung wieder weiter und nickte dann.
"Ganz genau. Das andere war nur die Version, die ich für Reisende auswendig lernen sollte. Meine Herrin mag es, wenn ich professionelle Antworten geben kann, sie hofft, dass ich dann nicht so unterschäzt werde."

"Inwiefern unterschätzen?", fragte ich nun wirklich verwirrt "Du bist doch eine kellnerin und bringst den Leuten ihr Essen...Ich versteh gerade gar nichts tut mir Leid." Ich grinste sie wieder einmal an, dieses mal etwas entschuldigend. Nebenher freute ich mich schon wie wild auf die nächste Keule und leerte auch den Tee.

Ambra reichte ihr die neue Keule.
"Möchtest du noch Tee?", fragte sie zunächst, denn die Bedienung der Gäste ging stets vor.

Beim Anblick der Keule lief ihr wieder das Wasser im Mund zusammen. Beinahe hätte ich auch Ambra überhört aber ich bekam ihre Frage trotzdem leise mit. "Nein danke, ich bin zufrieden so."

Ambra nickte und antwortete dann:
"Eine Kellerin hat es nicht leicht. Ich bediene die Gäste den ganzen Tag über. Nicht alle sind so nett und zivilisiert wie du. Und...nunja. Esgab schon genug Fälle, in denen Kellnerinnen und Mägde einfach von den Männern vergewaltigt wurden. Aber, wenn sie von Anfang an sehen, dass ich nicht dumm bin...nun, das ist abschreckend für sie. Und das ist mir gerade recht. ich habe wirklich keine Lust auf den Ernstfall."

"Naja wenn es klappt", meinte ich schulterzuckend. Sowas kannte ich auch, aber da wo ich herkam versuchten die Frauen diese Männer einfach platt zu machen. Da schreckte niemand zurück nur weil jemand klug war. Allerdings war das auch kaum jemand. //Vielleicht sollte ich das nicht zu sehr vergleichen.// "Aber ist es eigentlich als Fremde n dieser Stadt gefährlich?", fragte ich nun aus Interesse.

"Das ist gut zu wissen", meinte ich lächelnd. //Dann weiß ich ja jetzt schonmal ungefähr wo ich suchen sollte.// Entführer trieben sich ja meist unter Gaunern und anderem Gesindel rum. Zumindest glaubte ich das, sie waren ja auch nicht besser.

Ambra lächelte.
"Was treibt einen Fischmenschen eigentlich hierher? Soweit ich weiß, bleibt ihr doch meist lieber unter euch, oder nicht?", fragte sie etwas verwundert.

ich lachte wieder. "ja das ist schon richtig", fing ich an "Aber ich suche nach jemanden und im Meer scheint er nirgendwo zu sein, das heißt ich muss hier weiter suchen."

"Verstehe", meinte Ambra und lächelte. "Die Neutrale Zone ist da natürlich der beste Platz, um anzufangen. Hm...wenn du mir den Namen der Person sagst könnte ich mich ein bisschen für dich umhören, was meinst du?", schlug Ambra vor.

"Das ist eigentlich eine tolle dee!", antwortete ich begeistert "Du hast mehr Möglichkeiten dich hier bei den Gästen umzuhören." Ich überlegte aber trotzdem kurz, ob es so klug sei ihr gleich so viel zu verraten. Andererseits war es ja nur der Name von meinem Bruder, den ich ihr sagen würde. Den Grund, wieso ich nach ihm suche, kann ich ja noch für mich behalten. "Es ist mein Bruder Kuron", meinte ich dann und war zum ersten mal an diesem Abend etwas bedrückt. //Hoffentlich lebt er überhaupt noch...//