Schankraum

An dem Tisch neben mir, begannen sich zwei Männer zu beleidigen und auf einander einzuschlagen. Beide waren bereits sehr betrunken. Da ich gerade nicht bei bester Laune war, stand ich ruhig auf, schnappte mir beide beim Kragen und zerrte sich aus dem Gasthaus. Beide wehrten sich vehement, allerdings ließ ich nicht locker, auch wenn meine Wunde anfing zu schmerzen. Draußen ließ ich sie los und starrte sie genervt an. "Klärt euren Streit bitte draußen, im Gasthaus gefährtdet ihr nur andere Leute", sagte ich ruhig. Beide starrten mich an. "Bist du nicht zu vorlaut, Junge?", meinte dann einer von den beiden und spuckte auf den Boden. Ich wunderte mich, dass er überhaupt noch richtig sprechen konnte, nach dem vielen Alkohol. "Vielleicht sollten wir ihm eine Lektion erteilen", meinte dann der zweite. Einem Schlag konnte ich ausweichen, doch einer traf meine Lippe, die dann aufplatzte. "Das war ein Fehler", meinte ich dann, wischte mir das Blut weg und ging nun meinerseits in die Offensive. Nach einigen Schlagwechseln, kehrten die Männer um und verschwanden. Meine Lippe blutete immer noch, meine Knöchel pochten, aber dank dem kühlen Nachtwind, konnte ich mich wenigstens etwas beruhigen. Ich hockte mich auf die Treppen und schaute dann in den Himmel."Mutter, Vater, ich hoffe, ihr wacht über ihn. Es tut mir Leid, dass ich mein Versprechen bisher nicht einhalten konnte", sagte ich, in der Hoffnung, sie würden mich tatsächlich sehen und hören. Doch auch dieses Mal, gab es keine Antwort.

"Was wäre denn der schlimmste Weg? Andere mit Pfannen zu schlagen? Ich glaube, die Geschlagenen finden dass schlimmer als wenn man sich betrinkt", meinte die Pixie und beobachtete Akira weiter. Als er mit den beiden Kerlen nach draußen ging, klatschte sie freudig in die Hände. "Oh, sie werden sich prügeln!", rief sie voller kindlicher Unschuld. "Ich hab noch nie eine richtige Prügelei gesehen!" Sie zögerte kurz, dann fragte sie unentschlossen: "Soll ich ihm helfen? Ich meine, er hat dir seinen Schutz versprochen, und wenn er sich zusammenschlagen lässt, nützt er dir nicht viel. Ich schau einfach mal zu, wie er sich schlägt", beschloss sie schließlich kurzerhand und folgte ihm aufgeregt. Als sie draußen ankam, sah sie jedoch nurnoch die letzten paar Schläge und wie die Männer flohen - sehr zu ihrer Überraschung, gewöhnlich gewannen bei Kämpfen 'zwei gegen einen' doch eher die zwei? Neugierig schwebte sie vor seinem Gesicht auf und ab und stellte fest: "Du hättest auch was sagen können, dann wäre das Ganze weniger blutig ausgegangen, weißt du...jetzt macht sich Ambra sicher Sorgen um dich."

Ambra sah den vieren mit hoch erhobenen Augenbrauen hinterher.
"Gewalt und Mord", murmelte sie leise. "Das ist der schlimmste Weg."
Dann ging sie zu dem Tisch, an dem die beiden Streithähne gesessen hatten, begann, mit einem Lappen das meiste der Sauerei wegzuwischen - sie hatten ihre Getränke mit Boden und Tisch geteilt - und die Krüge wieder einzusammeln.
"Gottlose Zechpreller", fluchte sie leise und kehrte zu ihrem Platz zurück. "Möge der Herr den Haarwuchs auf den Zähnen eurer Frauen noch beschleunigen, auf das ihr nie wieder eine ruhige Minute erleben dürft."
Dann seufzte sie und schmunzelte. Wenigstens war er nützlich gewesen - es wäre sehr lästig gewesen, wenn sie selbst sich mit den beiden hätte herumschlagen müssen, wie schon so oft. Eigentlich sollte sie ihm fast danken...

"Bezweifle ich, sie macht sich keine Sorgen. Und wäre ich dem Schlag ausgewichen, wäre es auch weniger blutig ausgegangen", meinte ich und lächelte leicht. "Und du warst wohl neugierig, wie so eine Prügelei aussieht, oder bist du gefolgt, weil du dir Sorgen gemacht hast?", fragte ich dann und wischte den Rest des Blutes von der Lippe, jetzt pochte sie nur noch.

"Nein, das ist nicht anders, antwortete ich darauf. "Bist du denn keine nette Pixie?", fragte ich dann.

"Wenn ich gute Laune hab schon..aber ansonsten wahrscheinlicher eher nicht", gab Liloé zu. "Oder zumindest gibt es Leute, die wesentlicher netter sind als ich...aber manchmal ist es mir zu anstrengend, nett zu sein. Wer die Wahrheit sagt, ist selten nett...und nicht die Wahrheit zu sagen ist so fürchterlich anstrengend. Man muss sich umschreibungen einfallen lassen und ausweichende Antworten und das ist ziemlich kompliziert..."

"Hm, den Eindruck hatte ich eigentlich nicht von dir, aber gut zu wissen", meinte ich lächelnd. " Wollen wir wieder reingehen? Selbst wenn sie sich nicht um mich Sorgen macht, um dich sicherlich", schlug ich dann vor und erhob mich.

"Wieso sollte sie sich Sorgen machen? Ich bin eine Pixie", entgegnete Liloé, als würde das alles erklären. "Aber gut. Hier draußen ist es ziemlich kalt...und ich hab keine Lust, zu erfrieren..."

Ich machte ihr die Tür auf und trat dann nach ihr in das Gasthaus. Die frische Luft von draußen vermisste ich jetzt bereits.

Das Knarzen der Holztür und das Geräusch von schweren Stiefeln drang kaum zu Ambra durch, doch der kurze, angenehm kühle Lufthauch, der ihr wiedereinmal bewusst werden ließ, wie warm und stickig es im Schankraum doch war, ließ sie aufsehen. Als sie die blutige Lippe von Akira sah, musste sie unwillkürlich Grinsen. Nachdem ihr aber bewusst wurde, dass die anderen beiden Streithähne nirgends zu sehen waren und Akira außer dieser Platzwunde offenbar keine Verletztungen hatte, verwandelte sich dieses, eher hämische Grinsen, in ein anerkennendes LächelnNicht schlecht...einfach so zwei betrunkene Raufbolde ohne größere Probleme rausschmeißen? ...gar nicht schlecht.

Das kalte Wetter machte mir echt zu schaffen. Ich mag es eben lieber war, aber leider kriegt man nicht immer das was man wollte. Deshalb war ich froh als ich endlich im Wirtshaus angekommen bin und mich dort ein wenig aufwärmen konnte. Doch sofort als ich das Gebäude betrat bot sich mir eine ziemlich seltsame Szene. Ambra und noch so ein Kerl (soweit so gut) sahen sich an und Ambra lächelte ihn sogar an....das sah man hier nicht oft. Zumindest kein echtes und aufrichtiges Lächeln. Meistens bekam man nur aufgesetzte zu sehen, die nur dazu dienten andere Kerle abzuwimmeln. Verwirrt sah ich zwischen den beiden hin und her und als ich das ganze einfach nicht einordnen konnte, ging ich einfach zu ihr und fragte sie direkt, ohne Brgrüßung: "Du sag mal, läuft zwischen euch beiden was?"

Ambra sah ihre Freundin, die sie nicht hatte kommen sie, erstaunt an.
"Herr im Himmel, nein. Sicher nicht. Wie kommst du...?", setzte sie an, lachte dann aber, als sie verstand. [color?#990000]"Achso! Das Lächeln."[/color] Sie lachte leise. "Nein, nein. Er hat nur eben zwei betrunkene Streithähne rausgeworfen und hat sich dabei nur eine aufgeschlagene Lippe geholt. Das war alles."
Immer noch lachen und kopfschüttelnd, schüttete sie ihrem lästigen, betrunkenen Verehrer nach und machte sich daran, ein paar Gläser auf Hochglanz zu polieren.

"Hallo, Yugito", begrüßte Liloé das Mädchen fröhlich und setzte sich wieder auf Ambras Schulter, leicht fröstelnd. Abends war es draußen einfach zu kalt für sie. "Und die beiden haben nichts miteinander, noch nicht. Er hat ihr allerdings schon seinen Schutz versprochen. Und er hat zwei streitende Gäste entfern, bevor Ambra sich mit ihnen rumschlagen musste. Das war ziemlich nett von ihm...und dumm. Aber nett."

Bei der Bemerkung von Liloé lächelte ich leicht und die Kruste auf meiner Lippe platzte wieder auf. "Mist", sagte ich nur und wischte das Blut wieder mit dem Ärmel meines Hemdes weg."Nein, wir haben nichts miteinander, wir kennen uns gerade mal seit fast zwei Tagen und der erste Eindruck war beängstigend. Eine Frau, die dich mit einer Bratpfanne umbringen kann, ist gefährlich", meinte ich dann.

"Hmm...ja so ist sie eben", meinte ich lächelnd "Aber wenn du ihr schon deinen Schutz versprichst...gibs zu du stehst auf sie! Wer macht schon sowas, wenn er doch von der gleichen Frau mit einer Bratpfanne attackiert wurde, ohne so einen Grund!"

Ambra warf ihrer Freundin einen warnenden Blick zu.
"Man nennt so etwas Ehrgefühl, Yugito. Wenn du mit einem Greifen aufgewachsen wärst wie ich -" Ihr Gesicht verdüsterte sich, aber sie seufzte und musterte Akira, anstatt ihren Satz zu beenden. Unwillig verzog sie das Gesicht, ehe sie unter den Tresen abtauche, und einen, mit Alkohol befeuchteten Lappen hervorzog.
"Hier...nicht, dass sich das noch entzündet", sagte sie und unterdrückte den Drang, ihn selbst du behandeln, wie sie es schon bei unzähligen Gästen getan hatte, sondern hielt ihm den nassen Stofffetzen lediglich hin.

"DA! Endlich jemand der versteht, dass es etwas sehr wichtiges ist, wenn man jemandem seinen Schutz verspricht!", stimmte Liloé Yugito zu und beäugte den nach Alkohol riechenden Lappen. "Ist das nicht ungesund? Wenn du ihm jetzt Alkohol gibst, macht er nur noch etwas dümmeres. OH, das könnte er gemeint haben, als er gesagt hat, dass Frauen Männer zum trinken bringen! Du drängst ihm den Alkohol praktisch auf! Was soll das überhaupt nützen?"

Ich nahm den Lappen dankend entgegen und drückte ihn kurz auf die Lippe. Es brannte höllisch, aber ich unterdrückte es."Es desinfiziert, so entzündet sich die Wunde nicht und kann besser anheilen. Und nein, ich steh nicht auf sie, dafür ist sie mir zu gewalttätig", sagte ich und schaute Ambra kurz von der Seite an.

"Das sagst du, aber ich glaube dir sowieso nicht", meinte ich mit rausgestreckter Zunge "Aber solltest du Ambra auch nur ansatzweise verletzten, wirst du deines Lebens nie wieder froh werden", drohte ich ihm danach, wenn auch nur sehr halbherzig. Ambra war zwar ne gute Freundin, aber einen Kerl sein ganzes Leben lang zu verfolgen, wäre mir dann doch zu anstrengend. Aber ich würde ihm das Leben schon ein paar Wochen schwer machen....vielleicht auch nicht so lange wenn er die Stadt verlässt...kommt eben alles auf die Umstände an.

Ambra verzog das Gesicht.
"Und ich halte nichts von Männern, die ihre Nase in Angelegenheiten stecken, die sie nichts angehen", fügte sie hinzu und schenkte dem Lord erneut nach, ehe er den Mund öffnen konnte.

"Ich auch nicht", meinte Liloé fröhlich. "Allerdings kann ich sie absolut nachvollziehen. Mehr auf jeden Fall als was es nützen soll, Alkohol auf eine Wunde zu drücken - wieso heilt ihr sie nicht einfach? Das würde das ganze viel einfacher, schnelle, angenehmer, und so weiter, und so fort machen..."

"Ich mache es lieber auf die menschliche Art und Weise, da ich sehr oft alleine unterwegs war und somit niemanden hatte, der heilen konnte. Man könnte sagen, es ist mittlerweile eine Angewohnheit", sagte ich.

"Oder man ist einfach ein Mensch, der soetwas nicht kann und keine andere Wahl hat", meinte ich mit einem unschuldigen Grinsen "Es haben eben nicht alle so nützliche Fähigkeiten..."

Ambra widmete sich wieder ihrer Arbeit.
"Soll ich Euch einen Wagen rufen lassen, werter Herr?", fragte sie nun den Lord, der mittlerweile kaum mehr die Augen offen halten konnte.
Dieser schüttelte aber den Kopf. "Zu dir ist es wahrscheinlich kürzer als zu mir. Keine Sorge ich warte bis du fertig bist."
Ambra legte lächelnd den Kopf zur Seite. "Seid Ihr Euch wirklich sicher?"
"Natürlich!" Er unterstrich das Wort, indem er erstaunlich stark auf den Tresen schlug.
Ambra zuckte leicht zusammen.
"Werter Herr, vielleicht solltet Ihr das vertagen...Ihr sehr heute nicht mehr sehr gesund aus, wenn ich das so sagen darf."
"Kritisierst du mein Aussehen?"
"Ich äußere Sorge, um Eure Gesundheit, werter Her", korrigierte sie ihn ruhig. "Noch dazu...ich wollte es Euch nicht sagen...doch der Herr des Hauses, Kemyles, kehrte gestern zurück. Ich darf heute Nacht nicht weg - es ist mir schlichtweg verboten."
"In dieser Stadt macht mein Cousin das Gesetzt - und ich berate ihn, was er entscheiden soll", sagte der Lord abschätzig. "Ich glaube nicht, dass Kemyles über mir steht."
"Wir sollten unser Gespräch zu späterer Stunde fortführen", schlug sie besänftigend vor, als sie den aufkeimenden Zorn des mächtigen Mannes vor sich spürte. "So kann ich arbeiten und Ihr könnt Euch ein wenig bei einem weiteren Glas erholen."
Rasch schenkte sie ihm nach, in der Hoffnung, es möge ihn endlich zum Einschlafen bringen.