Schankraum

Ich beschloss erst einmal zu schweigen und nur zu zuhören.

"Weißt du...das ist nicht ganz so einfach...", meinte ich nachdenklich. "Meistens sind es irgendwelche Leute in teuren Kleidern...ich merke es zum Beispiel auch, wenn die mich ansehen als wäre ich .... ich weiß gar nicht wie ich es anders sagen soll... unter ihrer Würde...Natürlich sind nicht alle so, aber die meisten." Aus diesem Grund war es für mich wohl schon zur Selbstverständlichkeit geworden, diesen Leuten aus dem Weg zu gehen und gar nicht auf die zu achten...ich würde nur depressiv werden, wenn ich das täte. "Aber bei bestimmten Anlässen stellen die sich auch höflich vor...glaub ich...aber die sagen dann nicht sowas wie: 'Ich lasse dich ins Gefängnis werfen, wenn du was falsches sagst' "

Ambra zuckte lächelnd mit den Schultern. "Du solltest bei....teuer gekleideten Leuten nur ein bisschen vorsichtig sein. Und bei Leuten, vor denen alle anderen Angst und Respekt haben. Wenn du dich danach richtest, solltest su keine Probleme haben", fügte die Kellnerin hinzu.

"Wenn sie dich vorwarnen, wirst du dich beherrschen, also werden sie keinen Grund haben, dich in Gefängnis zu werfen", meinte ich schlicht.

"Wäre ja auch zu einfach so" meinte ich schulterzuckend.

Ambra grinste.
"Menschen sind eine sehr komische Rasse, Liloé", erklärte sie. "es scheint, als würde der einfache Weg uns langweilen und-"
In diesem Moment schloss sich eine starke Hand um ihr Handgelenk und sie erkannte erschrocken, dass der Lord sie zu sich zog. Während sie versuchte, seinen Griff abzuschütteln und mit der freien Hand nach ihrem Dolch tastete, der daraufhin klirrend zu Boden fiel, schnaubte er abfällig.
"Frauen sollten nicht über Politik sprechen. Oder Waffen tragen", krächzte er und zog sie zu sich - zwar lag der Tresen zwischen ihnen aber nun packte er sie mit seiner Anderen Hand am Nackrn und zog sie zu sich runter. "Ihr solltet M Herd stehen, gute Frauen sein und euch um eure Männer kümmern!"
"Werter Herr, denkt an den Pastor, denkt an euer Schicksal, an das Leben nach dem Tod. Denkt an die Tugend, denkt an-", stammelte sie längst nicht so selbstbewusst wie zuvor.
"Der Pastor lebt das Leben eines Geistigen - aver ich bin aus Fleisch und Blut. Sag mir nicht, was ich zu denken habe, Gör. ich erteile die Befehle."
Er zog fester an ihren Haaren und sie musste sich zusammen reißen, um nicht auftuschreien. Andrre sahen es, mussten es sehen. Doch wer würde sich schon gegen einen namenhaften Lord stellen?, dachte Ambra bitter.

Diesmal reichte es mir. Noch ehe jemand reagieren konnte, stand ich bereits neben ihm, schnappte mir sein Handgelenk und verdrehte es so, dass er keine andere Wahl hatte als Ambra loszulassen. "Wenn Sie jemals wieder, meine Verlobte anlangen, endet es nicht nur mit einem verstauchtem Handgelenk, das schwöre ich Ihnen", knurrte ich, er schaute mich verwirrt an. "Das Weib ist deine Verlobte, dass ich nicht lache, ich bin mir sicher, sie hat neben dir noch zig and-", weiter kam er nicht, denn meine Faust krachte auf seinen Kiefer ein. Er stürzte zu Boden." Haben Sie noch mehr zu sagen, meine zweite Faust ist noch unbenutz", zischte ich, er schüttelte nur benommen den Kopf stand auf und verschwand mit den Worten, dass er Ambra ja doch noch bekommen würde. Als ich das hörte stürmte ich ihm hinterher, wurde jedoch an der Tür von einem Mann am Arm festgehalten. "Es reicht Junge, er hat seine Lektion schon gelernt, kümmer dich lieber um sie", sagte er und deutete auf Ambra. Ich ging auf sie zu, nahm ihr Handgelenk in die Hand und betrachtete es. Selbst in dem schwachen Licht, konnte man deutliche Abdrücke erkennen." Mistkerl", sagte ich und fügte dann hinzu:" Tut mir Leid, ich habe überstürzt reagiert". Und diesmal meinte ich es sogar ernst und um das zu beweisen, schaute ich sie direkt an.

"War das jetzt richtig?", unterbrach die Pixie diesen Moment, der vielleicht romantisch hätte werden können. "Gerade eben hieß es noch, man darf so jemanden nicht beleidigen oder schlagen oder überhaupt nicht nett zu ihm sein weil man sonst dafür bestraft wird und das Wirtshaus schlecht dasteht, aber man darf es doch, wenn der Typ etwas böses macht? Ist das eine spezielle Ausnahme? Und wieso hat er dich seine Verlobte genannt? Seid ihr jetzt doch verlobt? Ich dachte, ihr kennt euch nicht! Und als er dir seinen Schutz angeboten hat, hat er es doch anders gemeint?!" Allmählich reichte es ihr. Menschen machten das alles viel zu kompliziert und unverständlich...

"Das ist doch nicht weiter kompliziert", meinte ich schulter zuckend. "Zum einen das war ne ganz blöde Aktion...Aber naja...Es wird bestimmt noch Nachwirkungen haben...Außerdem hat er sie wohl seine Verlobte genannt um zu erreichen, dass er so aufhört, wenn er weiß, dass sie schon jemanden versprochen is...Eine ganz einfache Lüge eben, Kleine", erklärte ich ruhig auch wenn es langsam schon ein wenig nervte, dass man ihr alles erklären muss, aber das war andererseits auch nicht weiter schlimm, sie war immer hin nicht von hier.

Ambra's Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie hatte genug von ihrem Lord gehört, um etwas derartiges zu erwarten - aber sie war trotzdem nicht im mindesten bereit gewesen. Weder für diese mehr oder weniger überraschende Attacke, noch für die Reaktion von Akira.
Sie war schon oft belästigt worden.
Man hatte ihr auch häufig geholfen...doch es war ein ungeschriebenes Gesetzt, dass sich niemand einmischte, wenn der, der die Probleme macht, ein hohes Tier war. Niemand würde für Tatenlosigkeit an den Pranger gestellt - egal wie schlecht man sich danach fühlte.
Auch jetzt konnte Ambra, ebenso deutlich, wie sie sonst die Blicke der Männer auf sich spürte, die gezielte Ignoranz spüren - die Männer mieden es, sie anzusehen. Sie hassten sich, sie hassten den Lord, aber es änderte nichts.
Einen Moment sah Ambra Akira in die Augen - sie hätte in ihnen vermutlich die Wahrheit gesehen, wenn sie danach gesucht, oder im mindesten darauf geachtet hätte, aber es hatte sie nicht interessiert. Es war ihr einfach egal. Sie war zu erleichtert, dass jemand etwas getan hatte...und sie wusste, dass sie das nicht durfte - immerhin hätte Akira nichts tun sollen. Er würde dafür noch Schwierigkeiten bekommen.
Ambra wandte den Blick erst ab, als Liloé und Yugito zu sprechen begonnen hatten - es war so einfach, sich in diesen gelb-orangen Augen zu verlieren, anstatt sich der Realität zu stellen, doch sie konnte nicht weglaufen. Als die Stimmen ihrer Freundinnen sie wieder in die Realität zurückholten, starrte sie angestrengt in die Flamme einer Kerze, fest entschlossen nicht zu weinen. Sie hatte so lange Zeit damit verbracht, sich den Respekt ihre Kunden zu verdienen - sie würde hier nicht zusammenbrechen, wie ein kleines, fragiles Mädchen.
Als sie vorsichtig ihre Hand zurückzog und einmal flüchtig über die Druckstelle strich, unterdrückte sie den Drang, ihre Arme um ihren Körper zu schlingen. Sie achtete darauf, den Blick von spiegelnden Gegenständen abzuwenden - sie wusste, dass sie leichenblass sein musste, sie wollte es nicht auch noch sehen. Sie zwang sich zu einem Lächeln, doch auch ohne, dass man es ihr sagte, wusste sie, dass es eher wie eine angespannte Maske wirkte.
"Hätte ich nicht erst einen Antrag annehmen müssen, bevor ich zu deiner Verlobten werde?", witzelte sie und hörte mit an, wie sehr ihre eigene Stimme zitterte.

Ich schaute sie eine zeitlang an. Sie versuchte sich zusammen zureißen um nicht hier und jetzt zusammen zubrechen, um nicht zu weinen und nicht schwach auszusehen, allerdings hatte diese Maske auf mich keine Wirkung. Zu oft habe ich sowas schon mitbekommen, auch von mir selbst. Da ich aber wusste, dass ich sie nicht darauf ansprechen sollte, spielte ich ihr Spiel mit. "Ich habe doch bereits gesagt, der Abend ist noch lang, wer weiß, vielleicht werde ich dir in einer Stunden einen Heiratsantrag machen. Aber ich werde dir wohl einen Ring besorgen müssen, sonst fliegt meine spontane Lüge viel zu schnell auf. Was magst du den für Ringe?", sagte ich und schaute sie dabei so unschuldig an, wie nur möglich.

Ambra lachte nervös.
"Einen möglichst einfachen ohne irgendwelche Steine - das würde sonst übertrieben wirke", antwortete sie. "Und es wäre unpraktisch, wenn ich arbeiten muss."

"Wie sie wünschen, Madame", sagte ich und grinste sie an.

Ambra schnaubte.
"Oder ich trage einfach irgendeinen Ring von Dalaia während wir dein Theater weiterspielen, dann kannst du dir dein Geld aufsparen bis du wieder auf große Reise gehst", schlug sie einigermaßen trocken vor.

"Wenn dann richtig und sorge dich bitte nicht um mein Geld. Die Reise die ich antreten werde, wird nicht viel beanspruchen", meinte ich.

"Ah...und was hält unseren Freund zurück, sobald du weg bist?", fragte sie belustigt.

" der Gedanke das ich wiederkommen und alles erfahren werde und er dann dran ist", antwortete ich gelassen.//Falls ich wiederkomme...//, fügte ich in Gedanken hinzu.

Ambra seufzte leise. Irgendwo in ihr war zu viel Verstand, als das sie diesen Plan zulassen könnte.
"Du....solltest das nicht tun, das weißt du, oder? Hier in der Gegend wir das alles sehr ernst genommen. Solange man im selben Stand ist, versteht sich."

"Was genau meinst du denn?", fragte ich sie und schaute sie wieder an.

"Du hast zwar Recht, aber manchmal hat man keine andere Wahl, wenn man jemanden beschützen will", sagte ich und dachte sofort an Kaito. Auch er lebte die ganzen Jahre über in einer Lüge, die von mir erschaffen wurde, allerdings war ich mir nicht sicher, ob sie ihn tatsächlich schützte oder eher schadete.

Ambra schlang ihre Arme um sich.
"Das mag sein...aber das heißt nicht, dass es richtig ist. Oder gefahrlos. Du wirst bald wieder weg sein. Und damit bin ich, als deine Verlobte - ein Dummchen, dass sich von einem Reisenden die große Liebe hat vorgaukeln lassen - alleine hier, abgestempelt. Selbst wenn zufällig jemand käme, den ich mag - es würde mir nichts bringen, denn ich wäre gebranntmarkt."

"Wäre es dir dann lieber, von einem alten Mann angefasst zu werden? Außerdem, man weiß nie, was die Zukunft bringt, vielleicht wirst du mich vermissen, wenn ich weg bin und noch nicht einmal an jemand anderes denken", sagte ich. Ich wusste, dass es keine gute Idee war, das zu gesagt zu haben, aber ich konnte auch nicht tatenlos zusehen, wie er sie behandelte.

Nun war ihr Blick wieder zu spöttisch belustigt wie eh und je.
"Ich bin, was dich angeht, gerade mal so weit, dass ich beschlossen habe, dich nie wieder mit irgendeinem eisernen oder hölzernen Gegenstand zu schlagen und dich eventuell als Menschen zu akzeptieren und vielleicht irgendwann mal irgendeine Art von Interesse an dir entwickeln zu können - wir wollens doch nicht übertreiben?"
In ihrer Stimme lag ein leises, wenn auch nicht unfreundliches Lachen.