Schankraum

//Du hast ja gar keine Ahnung....Wenn irgendwans schief läuft...ist es aus// Ich lächelte sie an "Ja sie ist reizend, leider ist das Waisenhaus selbst sehr heruntergekommen. Mir tun die Kinder richtig Leid, aber sie kriegt von der Stadt nicht mehr Gelder."

Ambra lächelte erfreut.
"Na, das ist doch klasse!", rief sie aus und errötete leicht, als ihr klar wurde, wie das nun klang. "Äh....ich meine...wir haben zwei Säcke Gold für die Armen...wir könnten einen von beiden dochan das Waisenhaus geben. Davon kann deine Tante Kleidung, Essen und vielleicht sogar ein paar Spielsachen oder Bücher für die Kinder kaufen. Und ich hab ein Argument mehr, damit mir Dalaia heute Abend Freigang gewährt!", korrigierte sie sich.
Sie hatte oft Abstecher in die Armenviertel von Caras gemacht, wenn sie gerade für Dalaia zum Einkaufen gegangen war und hatte sich immer wieder vor Augen geführt, wie schrecklich verkommen diese Orte im Vergleich zu den reicheren Bezirken der Stadt waren. Wenn Könige und Fürsten für ihre wichtigen Verhandlungen in die Hauptstadt der Neutralen Zone kamen, dann machten sie um diese Orte stets einen Bogen - was, wenn ihnen ein paar Goldtaler gestohlen wurden?
Ambra war in einer Familie der oberen Mittelschicht groß geworden. Ihr Vater, Schmied und Schüler eines angesehenen, alten Zwerges, war einer der Besten gewesen. Nach seinem Tod hatten sie und ihre Mutter wie eine Familie der Unterschicht gelebt und das war nicht leicht gewesen. Dabei hatten sie nur wenige Monate durchhalten müssen, ehe sie gerettet worden sind.
Die junge Kellnerin hatte immer zu Angst, dass der Reichtum, den Dalaia ihr Zuteil werden ließ, ihr eines Tages zu Kopf stieg - deshalb spendete sie stets einen Teil ihres Lohns an Leute, die sie noch von den wenigen Monaten kannte, in denen sie in Armut gelebt hatte. Sie kaufte sich selten hochwertige Kleider. Es kam ihr falsch vor. Noch falscher kam es ihr vor, dass die Kinder eines Waisenhauses nicht unterstüzt wurden.

"Asgal, Parthu, Palanthas, ich war in vielen Gegenden, auch dort wo man sich nicht aufhalten sollte, wenn man leben will", antwortete ich grinsend. "Aber wie du sehen kannst, lebe ich ja noch",fügte ich dann hinzu.

"Hmm..., machte Dalaia nachdenklich und runzelte die Stirn. Das zwar zumindest nicht das Zwergenreich...doch wie sie vorhin schon festgestellt hatte...musste das nicht viel heißen. Sie seufzte. "Na gut...es gibt Zeiten, in denen man einfach Klartext reden muss. Also: Denkst du es wäre sicher, alleine nach Ominom Kal zu reisen?"

"Ominom Kal? Was willst du denn dort? Aber um deine Frage zu beantworten, alleine zu reisen ist generell gefährlich, also sage ich, ja, es ist gefährlich", antwortete ich wahrheitsgemäß. Es stimmt, wäre ich alleine und damit meinte ich nicht Ken, sondern Shin, dann wäre ich schon sehr oft gestorben.

Dalaia seufzte und stützte den Kopf auf die Hand auf.
Sie konnte mit Magei sehr viel ausrichten, doch wenn sie einen starken Gegner hatte und dementsprechend mächtige Magie nutzte, musste sie sich ausruhen - das ging nicht, wenn sie allein unterwegs war.
Auf Kaitos Frage hin runzelte sie die Stirn und machte eine unbestimmte Handbewegung, als sie etwas gelangweilt antwortete:
"Nichts besonderes...der König der Zwerge hat mir vor ein paar Tagen eine Einladung geschickt....ich soll doch mal vorbeischaun, Abendessen und so weiter und so fort....vermutlich will er mich aushorchen....und ich hatte dasselbe bei ihm vor.  Schade...das werde ich jetzt bleiben lassen müssen. "

"Ja man kann dafür viel für die Kinder kaufen, aber Reparaturen sind momentan wichtiger, weißt du?", meinte ich bedrückt "Naja du brauchst dir keine Sorgen dadrum machen, ich kümmere mich schon um sie", meinte ich dann grinsend.

"Shin und ich könnten dich begleiten, wir hatten eh vor, den Zwergen einen kleinen Besuch abzustatten", schlug ich dann vor.

Dalaia lächelte erfreut. Sie hatte insgeheim auf dieses Angebot gehofft...eigentlich hatte sie fest damit gerechnet, denn normalerweise war Kaito ihr stets hilfsbereit begegnet.
"Danke, das wäre wirklich nett von euch", setzte sie daher an, unterbrach sich dann aber selbst.
Was hatte er als zweites gesagt?
Wir hatten eh vor, den Zwergen einen kleinen Besuch abzustatten
...was bedeutete das? Sollte sie nachfragen? Einerseits ging es sie vermutlich nichts an, andererseits...falls es hier um eine eher kriegerische Sache ging und sie mit zwei potenziellen Unruhestiftern dort eintraf würde das in jedem Fall ein schlechtes Licht auf sie werfen. Andererseits...wenn sie nichts von ihrem Vorhaben wusste, konnte sie im Zweifelsfall vollkommen aufrichtig sagen, dass sie keine Ahnung gehabt hat....sie könnte natürlich lügen, aber der König der Zwerge kannte sie schon sehr lange...also wäre es vermutlich riskant...
Doch zu guter Letzt war es nicht die kühle, elbische Logik, die beschloss, ob gefragt werden sollte; die menschliche Neugierde gewann die Überhand und so kam es, dass Dalaia, noch bevor sie mit ihrem Gedanken fertig war, fragte: "Und was genau habt ihr zwei mit den Zwergen zu schaffen?"
Nun herrschte von ihrer elbischen Seite her eisiges Schweigen, wie immer, wenn die menschliche Seite einfach das Ruder in die Hand nahm und handelte, ehe fertig gedacht worden ist.

"Naja...aber wir könnten ihr das Gold ja trotzdem geben. Vielleicht teilt sie es ja mit anderen Waisenhäusern...dann ginge es den Kindern besser...bitte...das wäre das Beste."
Ambra ließ den Blick kurz über die Menge schweifen. Dalaia saß ziemlich aufrecht da. Im Lauf ihres Gesprächs, von dem Ambra leider gar nichts aufschnappen konnte, hatte sie zwischendurch ziemlich geknickt gewirkt, doch nun wirkte sie absolut wach und lächelte leicht. Dazu hatte sie auch noch dieses Glitzern in den Augen - wie immer, wenn sie ein Vorhaben hatte und sich schon darauf freute, es durchzuführen. Sie sah das Glitzern nicht allzu oft...vor allem, seit Kemyles weg war...es freute sie in jedem Fall, dass es nun da war. Mit einem Grinsen fiel ihr auf, dass die Gaukler nun dazu übergegangen waren, zu musizieren. Das würde wohl noch den restlichen Abend so gehen und je betrunkener Gäste und Musiker wurden, desto unanständiger wurden die Lieder.
Ambra war sicher nicht stolz darauf, doch sie kannte all die Lieder bereits in- und auswendig - und sang auch immer aus vollem Leib mit.

Ich lachte leicht."Keine Sorge, wir wollen keinen Konflikt dort anfangen. Wir wollten nur unsere Waffen reparieren, da sie ziemlich beschädigt sind", sagte ich dann lächelnd.

Dalaia seufzte erleichtert auf.
"Ja...gut...wir könnten sie direkt in der königlichen Schmiede reparieren lassen während wir mit ihm essen...er wird euch auch einladen, wenn ihr als meine Begleiter kommt.
Nun runzelte die Wirtshausbesitzerin die Stirn. "Wo treibt sich eigentlich Shin rum? Ihr seid doch immer zusammen?"

"Ich werde euch doch nichts verbieten...", meinte ich dann "Aber vielleicht solltet ihr die Waisenhäuser selbst aufsuchen. Meine Tante hat denk ich nicht zu vielen Kontakt."

"Er wollte noch irgendetwas in der Stadt besorgen, er kommt heute noch nach", meinte ich und schaute dann unwillkürlich zur Tür. Es war schon komisch, dass er noch nicht da war, obwohl es schon spät war.

Ambra legte den Kopf zur Seite.
"Vermutlich sollte ich heute Abend nochmal mit Dalaia reden und erst morgen das Gold verteilen...ist vermutlich ohnehin klüger. Man sollte nicht leichtfertig mit Reichtümern umgehen - selbst, wenn man so viel davon hat, wie Dalaia."

Dalaia ging im Kopf kurz nochmal die Gerüchte durch, die sie in den letzten Tagen aus der Stadt gehört hatte. Aber zu ihrer persönlichen Erleichterung war nichts von irgendwelchen Meuchlmördern dabei...und selbst wenn...Shin war kein hilfloser kleiner Junge mehr.
"Er wird sicher bald kommen...wo kommt ihr diese Nacht denn unter? Habt ihr euch schon irgendwo einen Schlafplatz gesucht?"

"Wäre wohl klüger", stimmte ich ihr zu.

Ich schaute noch eine Weile die Tür an, ehe ich mich wieder Dalaia zuwendete."Nein, irgendwie haben wir uns darüber noch keine Gedanken gemacht", antwortete ich.

Ambra ließ noch einmal den Blick über die Menge gleiten.
"Ok...wollen wir dann los zu deiner Tante gehen? Oder hast du noch was zu tun?", fragte sie mit einem erwartungsvollen Lächeln. Sie freute sich, endlich Familienmitglieder ihrer Freundin kennen zu lernen. Es wurde höchste Zeit, wie sie selbst fand.

"Dann kommt ihr beide bei mir im Gästeflügel unter", erklärte Dalaia mit einem freundlichen Lächeln und einer Stimme, die keinen Widerspruch zuließ. "Wenn wir ohnehin zusammen reisen wollen können wir das so eh besser planen. Ich würde das alles nämlich ziemlich gern, ziemlich schnell hinter mich bringen, um ehrlich zu sein. Ich werde einfach zu alt für so lange Reisen.

Jetzt schaute ich sie mit einem kritischen Blick an."Das meinst du doch micht ernst, oder? Also,dass du zu alt wirst., fragte ich sie. Ich wusste ja, dass sie jünger aussah als sie eigentlich war, aber dass sie zu alt für Reisen wurde, wollte nicht in meinen Kopf reinpassen. "Und vielen Dank",fügte ich dann, mit einemlLächeln hinzu.

"Ähm..." Ich sah mich um "Aber was machst du mit den ganzen Leuten?"

Dalaia runzelte die Stirn.
"Ich war schon alt, als du gerade auf die Welt gekommen bist, Kaito. Ich bin 97 Jahre alt. Für eine so alte Frau bin ich ziemlich mobil...aber...naja." Sie zuckte  mit den Schultern. "Ich seh langsam keinen Sinn mehr in den vielen Reisen. Ich hab so viel gelernt und bin immer noch genauso dumm wie damals, als ich mit 21 meine Heimat verließ. Jetzt hab ich kein wahres Heimatland mehr und gehöre nicht einmal mehr eindeutig irgendeiner Rasse an, wie ich momentan bin. Hier ist es so gut wie sonst irgendwo. Aus welchem Grund sollte ich mich noch plagen? Es spielt keine Rolle ob ich die nächsten drei-, vierhundert Jahre hier oder in Asgal oder sonst wo verbringe."

Ambra zog die Nase kraus und machte eine wegwerfende Handbewegung.
"Denen schadet's absolut nicht, wenn sie ein paar Krüge Met weniger abkriegen. Und für Dalaia bedeutets auch keinen finanziellen Ruin. Sollen sie nach draußen gehen, da gibt es einen Brunnen. Wenn sie Durst haben sollte das frische Wasser auch reichen und Alkohol bringt so oder so nichts gutes."

"Weißt du, es ist für mich einfacher, nicht daran zu denken, wie alt du wirklich bist", sagte ich grinsend und horchte dann auf. Die Tür wurde geöffnet."Shin ist da, habe ich Recht?", fragte ich sie dann.