Dalaia's Anwesen

Dalaia sah Shin ruhig an und fragte sich, ob sie das wirklich konnte. Sie könnte ihn natürlich einfach in magischen Schlaf versetzten...doch ihn den halben Weg zu tragen wäre unglaublich anstrengend und vielleicht wäre das auch etwas unhöflich. Eigentlich hatte sie keine große Lust, das Kindermädchen zu spielen. Doch andererseits...Kaito war einer ihrer wenigen Freunde. Sie hatte miterlebt, wie er Dinge geschultert hatte, die niemand in seinem Alter schultern sollte. Tatsächlich hatte er sich ihren Respekt verdient und das war nicht leicht...die meisten brauchten Jahrzehnte dafür und Dalaia kannte diesen jungen Mann gerade mal seit acht Jahren.
"Ich kann nichts versprechen...aber ich werde es versuchen. Nur...seid vorsichtig. Ken, wenn du zulässt, dass Kaito etwas passier...! Du wirst dir wünschen, nie geboren worden zu sein!"

"Ich werde schon auf ihn aufpassen, er hat genug durch mich gelitten, es wird nicht mehr vorkommen", sagte Ken und lächelte. Ich wusste, was er meinte, aber ich gab ihm nie die Schuld daran.//"Hör auf damit"//, sagte ich ihm nur, er antwortete mir nicht."Wir haben dort drei Jahre verbracht und wir leben noch, wir werden also auch zwei Tage überleben", sagte er schließlich. Shin achaute nur düster zu Boden und sagte nun nichts mehr. Das würde die nächsten Stunden so anhalten, bis ich mich selbst entschuldigt habe."Danke dir, Dalaia", sagte Ken dann noch.

"Kein Problem. Und jetzt verschwindet - sowohl du Ken, als auch du Kaito. Ich will mit Shin alleine reden. Ihre Stimme war trocken und streng.

"Ist gut", meinte Ken und stand auf. Dann ging er schweigend weg."Klettern?", fragte er mich, ich stimmte ihm innerlich zu.

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Ich saß einfach nur schweigend da. Ich hatte gerade keine Lust Ken und Kaito zu sehen, also war ich Dalaia dankbar, als sie die beiden wegschickte. Obwohl wir schon so lange zusammen reisten und so lange befreundet sind, vertraute mir Kaito so wenig, sogar darin, mich selbst zu verteidigen. Ich verstand es einfach nicht.

Dalaia beobachtete Shin einen Augenblick. Sie hatte ihm eine Moralpredigt halten wollen. Dass er ihm vertrauen musste. Dass Kaito es nicht böse meinte. Doch sie brachte die Worte einfach nicht über ihre Lippen, obwohl sie schon auf ihrer Zunge lagen. Stattdessen seufzte sie und rieb sich die Augen.
"Es ist nicht leicht, nicht wahr?", fragte sie mit einer Stimme, die selbst für ihre Verhältnisse leise war und nun ein wenig gedämpft klang.

Ich schaute auf. "Nein, ganz im Gegenteil, es ist unfassbar schwer", antwortete ich.

Dalaia seufzte und lachte leise.
"Ich weiß ganz genau was du denkst, Shin. Und ich kann dich verstehen, glaub mir. Du fragst dich, wieso er dich zurücklässt. Ob er nicht auf deine Fähigkeiten vertraut, obwohl er doch weiß, dass du zu so viel Fähig bist. Und noch dazu...ist er nicht unbedingt sehr offen zu dir gewesen, wenn er es für besser gehalten hat, zu schweigen. Das alles...ich kann es kaum schön reden, glaub mir. Ich weiß, dass das weh tut."

"Aber warum versteht er es nicht?, fragte ich verzweifelt.

Dalaia starrte die Tischplatte an.
Ja, das hatte sie sich auch schon gefragt. Und sie hatte in fünf Jahren keine Antwort darauf gefunden. Wieso verstand er es nicht? Wie konnte er überhaupt auf die Idee kommen, so etwas zu tun, wenn er sie doch so gut kannte? Wie konnte er ihr das antun?! Sie presste die Lippen aufeinander.
"Hör zu, Shin. Es ist nicht leicht, wenn jemand, den man liebt, deine Gefühle zu ignorieren scheint und alles mögliche tut, ohne sich mit dir abzusprechen. Aber zu musst ihm vertrauen. Er denkt, dass es so das Beste für dich ist. Er möchte dich beschützen. Das wollen sie immer. Und es stimmt schon...das Reich der Dämonen ist sehr gefährlich. Ich war dort nie...doch ich hörte von Männern, die dort gewesen sind...die wenigen, die lebend zurückkehrten...sie sind fast wahnsinnig von den Erlebnissen dort geworden. Kaito könnte es nicht ertragen, wenn dir so etwas geschehen würde."

Ich seuftze, irgendwo hatte sie ja recht, aber ich verstand eines nicht. "Warum tut er das, wenn ich für ihn nichts weiter als ein Freund bin?" , fragte ich mehr mich selbst, als Dalaia.

Dalaia schüttelte leicht den Kopf.
"Ich frage mich, ob ich je so blind gewesen bin...vermutlich. Vielleicht wäre ich glücklicher, wenn ich es noch wäre..."

"Wie meinst du das?", fragte ich Dalaia nun.

Dalaia seufzte. Das hier war nicht ihre Sache, sie sollte sich wohl eher heraushalten.
"Du hast ein Recht darauf die Wahrheit zu erfahren, Shin, keine Frage. Aber alles zur rechten Zeit, am rechten Ort. Keine von beiden ist jetzt und hier."

Ich schaute sie weiterhin fragend an, jedoch wusste ich, dass sie auf meine weiteren Fragen diesbezüglich nicht antworten würde, also schwieg ich nur.

Dalaia erhob sich.
"Es wird Zeit, wir müssen über die Reise sprechen. Immerhin ist es nicht gerade ein fünf Minuten Marsch nach Ominom Kal. Hol Kaito bitte zurück. Ich werde mich nur kurz umziehen."
Damit verließ sie den Raum und ging in ihr Zimmer. Der Weg kam ihr weiter vor als sonst...
Die Prinzessin schüttelte den Kopf. Sie durfte jetzt keinesfalls einknicken. Sie hatte heute schon wieder zu viel an diesen Bastard von Greif gedacht und nun war die wunderbare, gute Laune, die sie seit dem Aufstehen verspürt hatte und die sich nach dem Gespräch mit Frau Minu noch gesteigert hatte, wie eingefroren. Sie durfte sich nicht so sehr von ihren Gefühlen beherrschen lassen. Immerhin war sie elbisch.
Und halb menschlich, flötete eine Stimme in ihrem Kopf.
Wie angewurzelt blieb sie stehen und seufzte schließlich. Ja, halb menschlich war sie auch. Und Menschen hatten Gefühle, die sie auch tatsächlich offen lebten.
Ärgerlich schüttelte sie den Kopf. Mit einem Gefühl der Wut verdammte sie die Gefühle im Allgemeinen und setzte ihren Weg fort.

Ich nickte nur und begab mich auf den Weg, Kaito zu suchen. Nach kurzer Zeit fand ich ihn auch schon im Baum sitzend. "Komm runter, Dalaia möchte noch weiteres mit uns besprechen", sagte ich und ging dann wieder hinein.

In einer locker sitztenden, hellbraunen Hose und dunkelgrünen Bluse kam Dalaia zurück. Irrlicht hatte sie auf die Größe eines Essstäbchens schrumpfen lassen und ihn dann in den Dutt, den sie sich nun gemacht hatte, gesteckt. Nur ein kleines Glühen verriet seine Anwesenheit.
Im Salon traf sie direkt wieder auf die beiden und nickte ihnen lächelnd zu.

"Was genau wolltest du denn noch besprechen, nicht das du denkst, dass ich denke, dass es nichts zu besprechen gäbe", sagte Ken und setzte sich. Shin setzte sich ihm,beziehungsweise mir, gegenüber, sprach jedoch immer noch kein Wort mit Ken oder mir.

"Alles. Die gesamte Reise. Die Route ist ziemlich klar...immerhin führt nur eine Straße, die sicher und gut befestigt ist nach Ominom Kal...aber da stellt sich immer noch die Frage, wann ihr los reisen wollte. Was wir noch besorgen müssen - denn ich weiß nicht, was ihr bei euch tragt. Und auch, womit wir reisen wollen. Ich könnte eine Kutsche besorgen, doch sobald wir bei den Berpässen wäre, wäre das zu riskant. Wir könnten reiten, aber der Weg ist sehr, sehr lang...und auch hier sind die Bergpässe wieder ein großes Problem."
Sie sah von Ken/Kaito zu Shin und wieder zurück.

"Die Kutsche wäre zu gefährlich, weil sie auffällig ist. Reiten, ja es dauert lange, aber selbst bei den Bergpässen würden wir gut vorankommen. Zu dem Thema mit dem Besorgen. Im Prinzip Verpflegung, die uns bis zu Ominom Kal reicht, dort können wir unsere Vorräte wiederauffüllen. Waffen, nur die, die wir immer bei uns haben. Eine andere Frage, ist dein Pferd scheu?", antwortete Ken. "Du planst doch nicht...", sagte Shin und schaute Kenn erstaunt an.//"Es wär anstrengend für dich"//, sagte ich zu Ken in Gedanken, er antwortete jedoch weder auf Shin's Aussage, noch auf meine.

Dalaia schüttelte langsam den Kopf.
"Nein...Neumondnacht ist...nun er reist schon viele Jahre mit mir. Er ist mindestens so tapfer, wie mancher Greif..."

"Er wird sich nicht vor einem weißen Wolf fürchten, oder?", fragte Ken nun.

Dalaias Blick wurde trocken. "Nein, wird er nicht."

"Gut, dann werde ich in meiner Wolfsgestalt reisen und Shin kann auf mir reiten. So kommen wir auch bei den Bergpässen schnell voran, jedenfalls schneller, als wenn wir zu dritt auf Pferden reiten würden", meinte Ken.